Ablauf
Vorbereitung:
Die Items im Bereich Emotionale und Soziale Entwicklung sind nach Entwicklungsstufen differenziert.
Jeder Schüler, bei dem erstmalig Auffälligkeiten im Bereich Arbeits- und Sozialverhalten wahrgenommen werden und dementsprechend genauer beobachtet werden soll, bzw. der einen neu zugewiesenen Förderbedarf Emotionale und soziale Entwicklung aufweist, beginnt mit Stufe A.
Die verschiedenen Stufen sind nicht an Schuljahre gebunden, sondern können individuell auch in einem kürzeren bzw. längeren Zeitraum durchlaufen werden. Entsprechend sind für jeden Schuljahrgang die Items der Stufen A, B, C und D vorhanden.
Es empfiehlt sich für die KIEXX-Sitzung alle Ressourcenkarten der noch nicht im Unterricht erarbeiteten Items auszusortieren. Dadurch erhält der Schüler ein genaues Bild davon, was er zu dem Zeitpunkt der Durchführung können sollte.
1. Ressourcenkarten kiexxen
Für die erste KIEXX-Sitzung liegen alle Ressourcenkarten bunt gemischt und verdeckt auf dem Tisch und werden nach dem Zufallsprinzip vom Schüler ausgewählt.
Die gewählte Ressourcenkarte wird von dem Schüler wie folgt den Sammelboxen zugeordnet.
Große Sammelbox: „Kann ich!“
Kleine Sammelbox „Kann ich noch nicht!“ bzw. „Weiß ich nicht genau!“
Bei der ersten KIEXX-Sitzung sollte der Coach anhand mehrerer Items die Vorgehensweise in seiner gesamten Bandbreite exemplarisch vorführen.
Beispiel:
“Das kann ich schon gut, also kommt die Karte in die „große“ Sammelbox…. Das kann ich schon ganz gut, aber noch nicht richtig, also in die „kleine“ Sammelbox …. Das muss ich noch üben …, das kann ich richtig gut ….“
Falls dem Schüler die Bedeutung eines bestimmten Items unklar ist, wird es ihm kurz erklärt.
TIPP: Je nach Schüler bis zum Abschluss des Leselehrganges (oder auch länger) die Items vorlesen, um den Schwerpunkt klar auf dem Inhalt der Items zu belassen.
Dem Schüler ist unbedingt zu verdeutlichen, dass es um seine Einschätzung und Wahrnehmung geht und keinesfalls um „richtig“ oder „falsch“.
„Wie siehst Du das, was meinst Du dazu …?“
Sollte ein Schüler sich mit seiner Antwort nicht sicher sein bzw. längere Zeit nachdenken, so bedeutet das, dass dieses Item in die kleine Sammelbox wandert. Bei dem anschließenden Skalieren hat der Schüler die Möglichkeit diese Items noch einmal genauer zu betrachten, und diese gegebenenfalls in die große Sammelbox einzusortieren.
2. Sichtung des Höhenunterschiedes
Nachdem mit sämtlichen Items auf diese Weise verfahren wurde, erfolgt die Sichtung des Höhenunterschieds, d.h. der direkte Vergleich derjenigen Ressourcen, über die der Schüler seiner Einschätzung nach aktuell bereits verfügt mit denjenigen, die derzeit noch „wachsen“ dürfen.
Hierfür werden die beiden Sammelboxen direkt nebeneinandergestellt und der Schüler wird aufgefordert, sich die beiden Ressourcenkartenstapel genau anzuschauen.
TIPP: Dem Schüler für den Vergleich unbedingt Zeit geben!
In der Regel ist der Kartenstapel in der großen Sammelbox deutlich höher, als der Kartenstapel in der kleinen Sammelbox.
Sollte vom Schüler auch nach einiger Zeit keine offensichtliche Reaktion darauf erfolgen, so wird gefragt, was genau er sieht und um eine entsprechende Beschreibung seines „Bildes“ gebeten. Manchmal braucht es etwas Zeit – und auch Mut, bis der Schüler realisiert und aussprechen kann, was er sieht.
Bleibt es dem Schüler aus gutem Grund zunächst noch scheinbar unmöglich, das Bild und seine bereits vorhandenen Ressourcen zu benennen, so wird dieser sehr wichtige Teil der KIEXX-Sitzung vom Coach übernommen.
Dieser bittet den Schüler zunächst, ob er als „neutrale Person“ eventuell beschreiben dürfe, was er sieht. Anschließend beschreibt er dann „an Stelle von …“, was genau er sieht und „ob der Schüler das genauso sähe…“.
In den allermeisten Fällen wird spätestens jetzt eine Reaktion des Schülers erfolgen. Das Aussprechen und die Anerkennung seiner bisherigen Leistung sind wichtig! Immer wieder, auch im weiteren Verlauf!
Nachdem das „Bild“ hinreichend beschrieben und entsprechend gewürdigt wurde, wird zum nächsten Schritt übergegangen, dem Skalieren.
3. Skalieren
Das Skalieren erfolgt mit den Items aus der kleinen Sammelbox. Je Jahrgansstufe wird das entsprechende Skalierband verwendet.
Klasse 1 und 2: Skalierband mit dem Wachstum des Weißkopfseeadlers vom Ei bis KIEXX
Klasse 3 und 4: Skalierband mit Ziffern von 1 – 9 und KIEXX
Anschließend wird die große Sammelbox mit den gekiexxten Items unmittelbar auf Skalierung 10, d.h. „KIEXX“ gestellt.
Mit den Karten aus der kleinen Sammelbox wird nun wie folgt verfahren:
Der Schüler wird gefragt, an welcher Stelle er sich bei dem entsprechenden Item aktuell zu befinden meint. Ob eher weiter vorne beim angebrochenen Ei oder beim gerade schlüpfenden Adlerküken oder beim Adlerküken in der Mitte oder weiter hinten, beim Weißkopfseeadler der schon „fast groß“ ist (Klasse 1 und 2), bzw. bei der 1 oder 2, oder eher bei der 7 oder 8, (Klasse 3 und 4). Die Items werden jeweils gut sichtbar unter dem entsprechenden Skalierungsbild bzw. der entsprechenden Skalierungsziffer angeordnet.
Durch das Skalieren der „noch“ nicht gekiexxten Items relativiert sich die Sortierung aus Phase 1, in der lediglich unterschieden wurde „Kann ich!“ oder „Kann ich noch nicht!“. Hierdurch wird für den Schüler in visualisierter Form verdeutlicht, dass die Definition von „Kann ich noch nicht!“ immer gleichzeitig auch in vielen Nuancen vorhanden ist, von „Kann ich noch gar nicht!“ über „Kann ich schon etwas!“, „Kann ich schon ganz gut!“, … bis hin zu „Kann ich!“.
4. Eintrag in das Schülerheft
Jetzt erfolgt der Eintrag in das Schülerheft. Hierfür hat es sich bewährt, genau nach der Reihenfolge des Aufbaus zu verfahren:
Zuerst zu den skalierten Karten den entsprechenden Sticker ins Schülerheft einkleben und anschließend zu allen nicht skalierten Items, d.h. „gekiexxten“ Items, den KIEXX-Sticker einkleben.
Items, die noch nicht im Unterricht behandelt worden sind, werden vorab mit dem entsprechenden Sticker (Nest mit allen Entwicklungsstufen) versehen.
5. Absprache der Ressourcenerweiterung
Gemeinsam mit dem Schüler wird besprochen, was er meint, bei welchem Item des ersten Bereiches er es am leichtesten schafft, es zu „KIEXXen“ … (i.d.R. Skalierungszahl am höchsten).
Hilfreich hierbei kann sein, ein bis maximal drei Ressourcen zur Auswahl zu geben und mit dem Schüler abzusprechen, welche dieser Ressourcen er sich bevorzugt zu Nutze machen möchte.
Anschließend wird gemeinsam erarbeitet, wie genau er sich diese Ressource zugänglich machen kann und welche Maßnahmen dafür sinnvoll und erforderlich scheinen.
Die Möglichkeiten hierfür sind quasi unerschöpflich und je nach Ressourcen aller an KIEXX beteiligten Personen bzw. Institutionen und der Eltern/Erzieher individuell abzusprechen, auszuwählen und durchzuführen.
Es bieten sich beispielsweise spezielle Übungseinheiten im Förderunterricht an, das Einführen eines Lese- oder auch Einmaleinspasses für zu Hause, das Arbeiten mit dem Token-System, „Ich schaffs!“ von Ben Furman sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting ( www.ichschaffs.com ), Übungen am PC mit speziell abgestimmten Programmen, der Einsatz von „Schloss Cleverstein“ u.s.w.
Anschließend wird mit den Ressourcenkarten der verbleibenden vier Bereiche auf die gleiche Weise verfahren.
Die genaue Vorgehensweise zur Ressourcenerweiterung wird nachfolgend auf den entsprechenden Seiten des Schülerheftes mit Datum und Sticker eingetragen.
Das Schülerheft ist Eigentum des Schülers. So erhält er eine ihm jederzeit zugängliche Übersicht seiner – bezogen auf KIEXX und sein aktuelles Schulleben – Ressourcen und Fähigkeiten.
Beim nächsten KIEXX-Termin wird dann nur noch mit den skalierten Items gearbeitet. Alle anderen bereits gekiexxten Items befinden sich bereits vor der Sitzung in der großen Sammelbox.
6. Nächten KIEXX-Termin vereinbaren
Mit dem Schüler erfolgt die Absprache über verbindliche Zeit und Ort für Rücksprache/Reflexionsphasen.
Vorbereitung der folgenden Sitzungen
Ab der 2. KIEXX-Sitzung entfällt die Abfrage der 80 Items nach „Kann ich!“ oder „Kann ich noch nicht!“ und es wird unmittelbar mit dem Vergleich des Höhenunterschieds aus der vorangegangenen KIEXX-Sitzung begonnen. „So war dein Stand bei der letzten Sitzung. Mal schauen, was in der Zwischenzeit geschehen ist!“
Anschließend werden die skalierten Items aus der vorangegangenen Sitzung besprochen und neu skaliert. Verfahren wird hierbei nach dem Prinzip: „Bei der letzten KIEXX-Sitzung warst du hier. Wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen? Was hast du in der Zwischenzeit getan? Was meinst du, wo stehst du jetzt?“
Auf diese Weise wird mit sämtlichen skalierten Items verfahren. Neu „gekiexxte“ Items werden zur großen Sammelbox hinzugefügt. Anschließend wird analog zur vorangegangenen Sitzung weiter verfahren, das Ergebnis besprochen und dokumentiert.